Aufführung der Kinderoper erfährt überwältigende Resonanz
Wenn sich Schultheatergruppen an einen schwierigen Stoff wagen, ist dies meist mit Risiken verbunden. Zu groß ist oft die Kluft zwischen dem Anspruch der Vorlage und den Möglichkeiten der Darsteller. Über 80 Schülerinnen und Schüler des Riemenschneider-Gymnasiums wagten sich an die Herausforderung, die Kinderoper „Brundibár” von Hans Krása mehr als 70 Jahre nach den über 50 Aufführungen im Konzentrationslager Theresienstadt erneut auf die Bühne zu bringen und – meisterten diese Herausforderung bei den drei restlos ausverkauften Aufführungen im jüdischen Kulturzentrum Shalom Europa souverän.
Dies lag zum einen an den gesanglichen und schauspielerischen Leistungen der jungen Darsteller: Alle Rollen waren perfekt besetzt; in den Hauptrollen brillierten Emilia Heid als Brundibár sowie Juliane Zacharias als Aninka und Johanna Bley als Pepiĉek. Zum anderen war dies der einfühlsamen Inszenierung von Theresa Salfner-Funke und Tobias Debold geschuldet, die das Spannungsverhältnis zwischen dem beklemmenden historischen Hintergrund und dem eher positiven Charakter der Oper betonte. Dies wurde dadurch erreicht, dass die Oper durch szenische Einschübe der Mittelstufentheatergruppe, die Aspekte des Alltags im Konzentrationslager zum Gegenstand hatten, unterbrochen und durch von Häftlingen des Konzentrationslagers verfassten Gedichten, Liedern und Musikstücken umrahmt wurde.
Der Komponist Hans Krása hatte die Kinderoper 1938 geschrieben. Nach seiner Deportation nach Theresienstadt wurde die Oper dort 55 mal aufgeführt. Immer wieder mussten Rollen neu besetzt werden, weil Kinder aus dem Ensemble in das Vernichtungslager Auschwitz abtransportiert worden waren. Dieser Abtransport der Kinder wurde in einer der ergreifendsten Szenen der Aufführung angedeutet, als gegen Ende des Abends alle Kinder hintereinander die Bühne verließen.
Die Veranstaltung fand nicht nur schulintern im Kreis der Eltern, der Lehrer, der Ehemaligen und der Schüler großen Anklang, sondern begeisterte auch externe Besucher, die von dem Projekt durch die Mainpost oder Plakate erfahren hatten. Die Resonanz war ausschließlich positiv und das zu Recht: Man sieht selten so viele, so talentierte und so ausdrucksstarke Nachwuchskünstler gleichzeitig auf der Bühne.
So wird das Projekt „Brundibár“ mit der letzten Vorstellung gewiss nicht spurlos aus dem Schulalltag ausgezogen sein. Schon jetzt ist – insbesondere auf Bitten mehrerer Zuschauer hin – eine Nachausstellung im Gespräch und auch beim diesjährigen Schulfest soll ein Klassenzimmer allein der Kinderoper gewidmet werden. Brundibár hat die ganze Schulfamilie im Laufe der letzten zwei durch Planungen und Proben geprägten Jahre begleitet, beschäftigt und begeistert und wird bestimmt noch einige Jahre in der Erinnerung der Schule bleiben.
Josef Schuster, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Würzburg, kommentierte in einem Grußwort: „Ich halte es für sehr wichtig, sich auch heute noch mit der Kinderoper und ihrer Geschichte auseinanderzusetzen. Deshalb freut es mich, dass die Schülerinnen und Schüler des Riemenschneider-Gymnasiums sich intensiv mit der Oper beschäftigt und diese Inszenierung auf die Beine gestellt haben.” Die Zuschauer und -hörer werden ihm mit Sicherheit Recht geben.
Den ausführlichen Artikel von Frieda Schlör (Q12), der in Teilen in diesen Beitrag eingeflossen ist, können Sie in der neuen Ausgabe unserer Schülerzeitung „oRIGinal“, die am Montag, den 2. Februar erschienen ist, nachlesen. An derselben Stelle finden Sie auch zahlreiche Bilder von den Aufführungen.