P-Seminar „Weinbau in Unterfranken” sammelt praktische Erfahrungen

Anna Bausenwein (Q11) berichtet:

Passend zur Jahreszeit machte sich unser P-Seminar „Weinbau in Unterfranken“ zusammen mit unserem Lehrer Herr Perneker auf zur Weinlese in den Weinberg der Familie einer Mitschülerin. Wir trafen uns am Morgen am Bahnhof und fuhren mit dem Zug nach Dettelbach, wo wir von der Winzerfamilie Ungemach sofort freundlich empfangen und zum Weinberg gefahren wurden. Hier wurde schon fleißig  gearbeitet. Ohne lange theoretische Einweisung bekamen wir alle dünne Handschuhe, spezielle Weinbergscheren und Eimer und legten gleich los.

Ein Weinberg an sich besteht ja aus vielen Reihen von  Weinstöcken, den sogenannten „Zeilen“. Für gewöhnlich arbeiten an einer Zeile zwei Personen, auf jeder Seite eine. Um aber mit den schon erfahrenen Weinbauern mithalten zu können, wurden wir immer zu dritt aufgeteilt und arbeiteten uns von oben den Berg hinab. Während der Arbeit bekamen wir vieles erzählt und merkten selbst schnell, wie es am besten gemacht wird. Die Handschuhe waren sehr hilfreich, da man den von den Trauben sehr schnell klebrige Hände bekam und die passenden Scheren erleichterten die Arbeit. Die Eimer wurden direkt unter die Rebe gestellt, wo geschnitten wurde, um einzelne Beeren, die von den Trauben, welche aus mehreren Beeren bestehen, fielen, aufzufangen. Die Trauben wurden am Stiel abgeschnitten, in den Eimer geworfen und einzelne dafür verantwortliche Personen tauschten die vollen Eimer regelmäßig gegen leere und füllten sie in den Anhänger. Ebenso gab es einen großen auf den Rücken schnallbaren Korb, in welchen mehrere Eimer passten, den Herr Perneker schon bald trug. Um ihn zu leeren musste man auf den Anhänger klettern und ihn sich nach vorne beugend über die Schulter leeren.

weinlese2Beim Lesen fiel uns auf,  dass die viele Blätter und Trauben weiß gesprenkelt waren. Als wir nachfragten, ob die Trauben noch gut seien, da wir zuerst Schimmel vermuteten, wurde uns erklärt, dass es sich hier um eine Kalklösung handelte, welche als biologisch abbaubarer Schädlingsschutz fungiert. Sie dient unter anderem dazu, die Wespen fernzuhalten und ist problemlos essbar.

Als der Anhänger gefüllt war, gab es eine Weinberg-Mittagpause mit frischem Gebäck und danach ging es weiter zum nächsten Weinberg. Während wir beim ersten Bacchus gelesen hatten, lasen wir nun Müller-Thurgau, aber große Unterschiede bei der Arbeit gab es nicht. Hier dauerte es nicht lange, bis der Anhänger gefüllt war und wir wurden durch die Übung auch immer schneller. Oftmals waren die Stile der Trauben wild verwoben um die Rebe gewachsen und die Blätter verdeckten die Sicht, aber mit der Zeit fand man immer schneller die Stellen, an denen man schneiden musste.

Mit dem Refraktometer von unserem Schulleiter Herrn Gerlach maßen wir am Ende die Anteilstoffe, vor allem den Zucker der frisch gelesenen Beeren. Dafür wurden die Trauben ausgequetscht und der Saft auf den Refraktometer getropft, welcher dann gegen die Sonne gehalten wurde und man beim Durchschauen den Wert ablesen konnte. Wir kamen auf einen Wert von 74 Grad Oechsle, was in etwa einem Qualitätswein entspricht. Vergleichend testeten wir nochmal den Wert einer verfaulten Beere und kamen tatsächlich auf weit über 100 Grad Oechsle.weinlese3

Zum Abschluss gingen wir alle in den Winzerhof der Familie Klaus Ungemach und wurden zu einer großartigen Häckerbrotzeit eingeladen, bei der es an nichts mangelte.  Wir konnten noch einmal einen  Blick auf die Weinpresse werfen, welche uns auch noch erklärt wurde. Obwohl sie sehr teuer war, versicherte der Besitzer uns, dass sie ihren Preis wert war. Bei anderen Maschinen musste die Arbeit ständig überwacht werden, war sehr zeitintensiv und anstrengend, doch hier ging es sehr schnell und übrig blieben nur noch die Reste der zerquetschten Trauben.

Abschließend können wir nur sagen, dass es eine wirklich tolle Exkursion war, in der wir mehr gelernt und erfahren haben und nachvollziehen konnten als wir es in wochenlangem Unterricht hätten lernen können.

weinlese4