Ein Erfahrungsbericht: Joseph Gawlik segelte um die halbe Welt
Hi! Ich bin Joseph Gawlik, 15 Jahre alt und besuche momentan die 10. Klasse des Riemenschneider-Gymnasiums. Schon in jüngeren Klassen hatte ich großes Interesse an einem Auslandsaufenthalt. Klar, es gab eine Auswahl an verschiedenen Möglichkeiten an unserer Schule, aber ich wollte etwas, das einen längeren Zeitraum umfasst und außergewöhnlich ist.
So bin ich auf das Projekt „Klassenzimmer unter Segeln“ gestoßen. Hierbei segeln 34 Schülerinnen und Schüler aus ganz Deutschland für sechseinhalb Monate mit einem Dreimast-Toppsegelschoner in die Karibik und wieder zurück und sammeln jeden Tag neue Erfahrungen, die sie ihr ganzes Leben lang nicht vergessen werden. Die Reiseroute umfasst Teneriffa, Grenada, Panama, Kuba, Bermuda und die Azoren, wo teilweise mehrwöchige Landaufenthalte geplant sind.
An Bord lernen die Jugendlichen den Bordalltag auf einem Segelschiff kennen, müssen für fast 50 Leute kochen und übernehmen sogar große Verantwortung in Segelmanövern und im Schiffsbetrieb. Des Weiteren werden im Bootsmanns-, Maschinisten- und Proviantbereich Praktika angeboten.
Um den Wiedereinstieg in die Schule zu vereinfachen, wird sowohl an Bord als auch an Land unterrichtet. Hierfür kommen auch Lehrer von verschiedenen Schulen aus Deutschland mit auf die Reise. Die Fächer beschränken sich auf Deutsch, Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Geographie, Geschichte, Englisch und Spanisch. Der Vorteil ist, dass sehr situationsangepasst unterrichtet wird. So lernt man im Regenwald etwas über die dort zahlreich vorkommenden Epiphyten oder lernt den Sozialismus in Kuba hautnah kennen. Jeder Schüler muss außerdem ein Referat in einem bestimmten Fach vor der Reise vorbereiten und dies zu einem jeweilig passenden Zeitpunkt halten. So musste ich zum Beispiel ein Referat über kubanische Zigarren mitten auf einem Tabakfeld halten.
An Land wird von den Schülern erneut Verantwortung übernommen. So werden sie in Grenada beispielsweise in kleine Gruppen aufgeteilt und müssen ein eintägiges Programm für diese organisieren oder in Panama und Kuba in Zweiergruppen einen Tag lang die gesamte Projektleitung übernehmen, wobei sie sich auch eigenständig um die komplette Versorgung der Gruppe kümmern sollen. In Panama werden die Schüler auch eine Gastfamilie besuchen, die in der Regel kein Englisch spricht, was heißt, dass die vorher erarbeiteten Spanischkenntnisse zur Geltung kommen werden.
Egal wie viel oder ob überhaupt davor gesegelt wurde, können die Schüler ihre neu gewonnenen Kenntnisse einsetzen und in sogenannten Schiffsübergaben alle existierenden Rollen der Erwachsenen übernehmen. Das heißt Kapitän, Steuerleute, Proviantmeister, Bootsmänner, Maschinisten, Wachführer und Wachführerassistenten sind nun alle um die 16 Jahre alt. Die Längen der insgesamt drei Schiffsübergaben vergrößern sich je später sie stattfindet.
Ich bereue es keine Sekunde hieran teilgenommen zu haben. Ich bin selbständiger und um einige Erfahrungen reicher nach Hause zurückgekehrt. Auf einer solchen Reise wird man ständig mit neuen Situationen konfrontiert und lernt seine Wünsche, sich selbst, aber auch andere besser kennen, wie es in einer normalen Schule nicht möglich wäre. (Herzlichen Dank an die Fotografen Yannic Luy und Ilja Piltan.)
Link zur Website: http://kus-projekt.de/